Conversation Pieces
Supergau Festival - 26/5 bis 4/6 2023
Als Künstler interessiere ich mich für gesellschaftliche Themen. Im Lungau habe ich mich mit der 'Landflucht' beschäftigt. So nennt man es, wenn junge Menschen das Land gegen die Großstadt eintauschen. Diese schöne Region in Österreich hat eine reiche kulturelle Vergangenheit, aber wie sieht es mit ihrer Zukunft aus? Während des Supergau Festivals habe ich ortsspezifische 'Conversation Pieces' initiiert, um die Zukunft vorzustellen und zu diskutieren.
Nachfolgend finden Sie eine Mindmap meiner Forschung.
Schon früh in meiner Recherche war ich von dem Phänomen der "Landflucht" fasziniert. Junge Menschen ziehen zum Studieren in Städte wie Salzburg, Wien oder Graz und kehren oft nicht mehr in ihre Heimat zurück. Da es keine leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsmittel gibt, ist der Umzug für diese jungen Menschen die einzige Möglichkeit. Dadurch geraten die örtlichen Einrichtungen unter Druck. Der Brain drain aus dem ländlichen Raum ist ein globales Problem und hat mit der Globalisierung und der Anziehung von Talenten zu tun. Kann der Lungau das Ruder noch herumreißen?
"Der stärkste Motor für Veränderung ist es, den Wunsch nach Veränderung zu wecken. Vorstellungskraft ist essentiell. Nicht die Welt bestimmt, wer wir sind, sondern umgekehrt, mit unseren Geschichten gestalten wir die Welt." Floris Alkemade.
In den Jahren 2022 und 2023 hielt ich mich mehrmals im Lungau auf. Ich korrespondierte mit jungen Menschen und tauschte mich vor Ort über die möglichen Ursachen der Landflucht aus. Obwohl der Schwerpunkt in dieser Region auf Tourismus, Land- und Forstwirtschaft liegt, fehlt es vor allem an beruflichen Möglichkeiten für ausgebildete Frauen. Optisch strahlt diese Region eine reiche kulturelle Vergangenheit aus, aber wie sieht ihre Zukunft wirklich aus?
"Die Orte, die am ehesten in der Lage sein werden, neue Energien zu absorbieren, werden diejenigen sein, die sowohl offen für Vielfalt als auch in der Lage sind, die externen Effekte zu internalisieren, die die kreative Wirtschaft hervorbringt." The flight of the creative class von Richard Florida.
Von einem Brain drain zu einem Brain gain? Ich bin überzeugt, dass Kunst zu neuen Perspektiven führen kann. Deshalb habe ich die untenstehenden ortsspezifischen "Conversation Pieces" im Lungau im Dialog mit verschiedenen Menschen entwickelt. Diese Beispiele ermöglichten es, sich während des Supergau-Festivals, das vom 26. Mai bis 4. Juni 2023 stattfand, eine Zukunftsperspektive vorzustellen und zu diskutieren.
In der Studie "Land ohne Töchter" von Isabel Stumfol (Raumplanerin) lese ich, dass Landflucht überwiegend weiblich ist. In den ländlichen Gebieten fehlen Arbeitsplätze für diese gut ausgebildeten Frauen. Sie weist auch darauf hin, dass viele Bürgermeister männlich sind. In den 15 Gemeinden des Lungaus gibt es nur eine Bürgermeisterin. Das wirft die Frage auf, wie die Interessen der Frauen vertreten werden. Eine aktuelle Studie von Plan International zeigt, dass sich Mädchen und junge Frauen auf der ganzen Welt in der Politik nicht vertreten fühlen, sie sehen die "politische Arena" als von Männern dominiert.
Während die meisten jungen Leute zum Studieren in die Stadt gehen, ist es interessant zu überlegen, wie diese Abwanderung umgekehrt werden kann? Immerhin hat Sankt Michael im Lungau alle Voraussetzungen für ein gutes Lernumfeld. Saubere Luft, Ruhe und Konzentration, Platz zum Lernen und dazu noch neue Sportanlagen sind im Bau.Wie wäre es, wenn das Studium auf dem Lande der Stadt den Rang ablaufen würde? Vielleicht könnte dann auch das Nachtleben hier wiederbelebt werden.
Im Lungau ist jeder auf das Auto angewiesen, um mobil zu sein. Wenn man zu jung ist, um ein Auto zu fahren, oder wenn der Ernährer das Auto benutzt, um zur Arbeit zu fahren, ist es für die Daheimgebliebenen schwierig, sich in dieser Region zu bewegen. Studieren in der Stadt bedeutet fast immer einen Umzug, während Salzburg eine Stunde mit dem Auto entfernt ist. Das Fehlen eines adäquaten öffentlichen Verkehrsmittels beraubt auch den Tourismus einer umweltfreundlichen Möglichkeit, im Lungau Urlaub zu machen. Was bedeutet es, wenn Zederhaus mit einer Hochgeschwindigkeitsstrecke das grüne Tor zum Lungau wird?
"Nur 316 Tage lang wurde gebaut, dann waren 76 Eisenbahnkilometer von Unzmarkt bis Mauterndorf samt Tunneln und Brücken fertig: Am 8. Oktober 1894 fand die feierliche Eröffnung der Murtalbahn statt. Die Lungauer freute das. Zufrieden waren sie damit allerdings nicht. Der Bahnanschluss brachte sie nur in die Steiermark. Pläne, die Murtalbahn an die Giselabahn anzubinden und somit eine Verbindung in die Landeshauptstadt zu schaffen, scheiterten an fehlendem Geld. Auch die Variante, mit der Tauernbahn den Lungau zu erschließen, fand kein Gehör." Iris Butscher, Salzburger Nachrichten. [link]
'Conversation Pieces' bestand aus mehreren Komponenten und wurde ermöglicht durch: das engagiertes Team des Supergau Festivals 2023 unter Leitung von Tina Heine, mit finanzieller Unterstützung von Land Salzburg. Gemeinde Tamsweg danke ich für den herzlichen Empfang und die Verwendung von Schloss Kuenburg für einen Fototermin. Bürgermeister Manfred Sampl von St. Michael, Herbert Eßl Bürgermeister von Mauterndorf & Thomas Kößler Bürgermeister von Zederhaus danke ich für die Aufstellung eines 'Werbeschildes' in Ihrer Gemeinde. Vielen dank Theresa Santner, auch für die Organisation der Supergau-Pop-up-Küche, Doris Berchthaler, Barbara Macheiner, Maria Pfeifenberger und alle andere Teilnehmer*innen die das Plakat Lungauer Bürgermeister*innen 2030 ermöglicht haben. Ich danke Nataliya Oberhummer vom Lungauer Frauennetzwerk, Christina Zitz von Akzente, Thomas Frauenschuh von Epamedia, Andreas Allerstorfer vonaWs Media Group, Felix Ganzer für das Zeichnen und Bauen der Bauschilder, Gerald Bogensperger von Power Page, ÖBB, Club 760, die Eigentümer der Grundstücke, auf denen die Werbetafeln angebracht sind und nicht zuletzt meine Frau und Künstlerin Hristina Tasheva für Ihre Unterstützung, die Dokumentation der Arbeit und das Foto der Lungauer Bürgermeister*innen 2030!
Cocreation beginnt mit einem Thema, das uns beschäftigt. Im Lungau habe ich viele liebe Menschen getroffen, denen der Lungau und seine Zukunft am Herzen liegen. Ich möchte mich bei allen für ihr Vertrauen und ihre Teilnahme bedanken. Danke, dass ihr eure Geschichten geteilt habt. Ohne Sie wäre dieses Kunstwerk nicht möglich gewesen. Ich hoffe, diese Initiative wird eine offene Einladung sein, miteinander in Kontakt zu bleiben und gemeinsam an gesellschaftlichen Zielen zu arbeiten.